Ein Inspektor kommt
Horst Sachtleben
Träger des Sonderpreises des INTHEGA-Vorstands 1996/97 |
Vorletzter Abschied - Kurzfilm von Heiko Hahn mit Horst Sachtleben und Heidi Forster - wurde beim 11. Worldwide Short Festival in Toronto zum besten Kurzfilm gekürt und ist damit in der Oscar-Auswahl gelandet! |
11. November bis 10. Dezember 2006
Alles ist perfekt:
Endlich kann Arthur Birling, Fabrikbesitzer in der englischen Provinz, im Familienkreis die Verlobung seiner Tochter Sheila mit dem adligen Gerald Croft und damit den Zusammenschluss der bislang konkurrierenden Firmen Birling und Croft feiern. In die Idylle kapitalistischer Zukunftsphantasien platzt jedoch ein Polizeiinspektor, der die Anwesenden mit dem Selbstmord eines unbekannten Mädchens konfrontiert. Für alle ist klar, dass keiner von ihnen für das Schicksal des Mädchens verantwortlich ist, der Inspektor zieht jedoch ungerührt die Schlinge immer enger zusammen. Ist dies das Jüngste Gericht – oder alles nur ein Missverständnis? 1945 geschrieben, ist Priestleys berühmtestes Stück auch heute noch eine verstörende Fallstudie über die Folgen menschlichen Handelns, über die Lust in der Schuld und die befreiende Wirkung im Bekenntnis derselben.
Priestleys klassischer Thriller-Gewinner von 19 Awards!
Stefanie Haller
... Mit John B. Priestleys Moralreißer kann man keine halben Sachen machen; man kann mit dem Stück nicht rechten; seine Botschaft weder relativieren noch ironisieren noch problematisieren; man kann sie nur verstärken. Dies ist genau der Grund, weshalb das „Inspector“- Revival des Londoner Royal National Theatre, soeben zu Gast bei den Wiener Festwochen, so hervorragend funktioniert ... Es packt Priestleys Sozialkritik an Klassenhochmut und Herzlosigkeit der englischen Upper Class von 1912 beim Schopf und setzt noch eins drauf – nämlich das Pathos des solidarischen Zeitgeistes von 1945, als das Stück entstand ... Dass die Kritik am Thatcherismus und seiner Egoismus-Maxime der Kaltschnäuzigkeit und sozialen Kälte damit gemeint ist und Priestleys „Klamotte“ von der moralischen Schuld einer Fabrikantenfamilie am Selbstmord einer jungen Arbeiterin einen aktuellen Extra-Punch verleiht, versteht sich von selbst…Die Birlings residieren ganz abgehoben…eine instabile, unsolide Pracht – Spitzenposition, aber schlecht geerdet, Oberschicht, aber ohne Basis ... Der Regisseur Stephen Daldry hat keine Hemmung, sie als Upper-Class-Saurier mit allen Klassenmerkmalen vorzuführen.
Wie gesagt, man kann Priestley nur ganz oder gar nicht machen. Daldry macht ihn ganz.
Sigrid Löffler, SZ 2.6.95
Angelika Auer
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Der Autor John B. Priestley studierte Literaturwissenschaft, Geschichte und Politik und arbeitete in London als freier Schriftsteller. Priestleys Zeitstücke, so auch Die Zeit und die Conways, haben fast immer das Ziel, die Zuschauer aufzurütteln, leere |
Konventionen und menschliche Rücksichtslosigkeiten zu entlarven. In der britischen Literaturlandschaft war er immer ein Garant für anspruchsvolle Unterhaltung. Mit Witz, warmherzigem Humor und querköpfigem Charme setzte er sich zeitlebens für eine menschenwürdige Zukunft ein, in der Individualität und Freiheit erhalten bleiben.
Alexander Wipprecht
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An Inspector Calls
SCHAUSPIEL VON JOHN B. PRIESTLEY - Deutsch von Michael Raab
Regie: Barry L. Goldman
Bühnenbild: Andrey von Schlippe
Kostüme: Annemarie Rieck
Inspektor Goole - Horst Sachtleben
Arthur Birling - Jörg Reimers
Sybil Birling, seine Frau - Angelika Auer
Sheila Birling (Tochter) - Stefanie Haller
Eric Birling (Sohn) - Alexander Wipprecht
Gerald Croft - Wolfgang Seidenberg
Musikerin / Kontrabass - Adelina Filli
Wolfgang Seidenberg
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Von geradezu umwerfender Bühnenpräsenz ... immer war er völlig überzeugend und hinreissend komisch ... glänzt als frauenfeindlicher Gute-Laune-Rambo und brilliert eine Szene weiter als aufgeregt vorüberstöckelnde Tante Antonia ... Pressestimmen zu "Viel Lärm um Nichts" 2005 |
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John B. Priestley schrieb es gegen Ende des 2. Weltkrieges, aber es spielte im Jahre 1912 in England. Die angesprochenen Themen: soziale Gleichgültigkeit, Macht und Moralvorstellungen sind in ihrer Relevanz und Universalität höchst zeitgemäß.
Es ist die Geschichte einer Familie, deren Mikrokosmos auf theatralische Weise die gesamte Menschheit in ihrer Komplexität widerspiegelt.
Meine Inszenierung ist irgendwo zwischen Hitchcock und Sartre angesiedelt, was eine provokante Mischung vom Krimi bis hin zum existentialistischen Drama ergibt. Elemente des „filme noir“ der Fünfziger- und Sechzigerjahre tauchen auf, begleitet von live gespielten Kompositionen und Improvisationen auf einem Kontrabass, als Puls des Geschehens.
Der Inspektor kommt und geht wieder. Die Geschichte ist zu Ende ... oder doch nicht?
Barry L. Goldman
Der Regisseur Barry L. Goldman machte eine Schauspielausbildung in den USA, in Großbritannien und bei Lecoq in Frankreich. Er führte u.a. Regie bei der Children‘s Theatre Company, war Assistent am Théatre National in Marseille und hatte eine Lehrtätigkeit an der Universität von Michigan. In Paris inszenierte er am Théatre Marcadet u.a. Molière, Ionesco, Beckett und Sartre und bei der American Drama Group Europe. Seit 1996 arbeitet er u.a. in Braunschweig, Halle, Oberhausen, Neuss, Münster und Salzburg
Jörg Reimers
Adelina Fillis musikalische Grundlage ist ein fundiertes Jazzstudium mit Lehr- und Performancediplom. Spielerfahrung in den verschiedensten Formationen - Duo bis Big Band - in den letzten Jahren mit Schwerpunkt auf Stimme und Kontrabass, Vertonung von Kunstvideos, musikalische Umsetzung von Texten und Kunstobjekten bei Lesungen und Vernissagen. Durch diese umfassende musikalische Tätigkeit bekam sie Lust, neue Klänge zu finden, den Kontrabass aus unüblichem Blickwinkel zu erforschen. Ungewohnte Positionierung des Instrumentes eröffneten neue Klangräume. So fand sie zu einer eigenen archaischen Ausdrucksweise.
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