Theatergastspiele Kempf GmbH
Viel Lärm um nichts
Komödie von William Shakespeare
Much Ado About Nothing

Premiere am 16. September 2005 in Unterhaching
Von 17. September bis 27. Oktober 2005
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Bizarres Kostümballett,
starke Gefühle und viel Lyrisches


Originelle Version von "Viel Lärm um nichts" im Kubiz

VON MANFRED STANKA - Unterhaching
Und so taumeln, springen, tanzen und leben sie auf einem Bühnenpodest. Nach der gewonnenen Schlacht stürzen sich die Männer ins Amüsement und auf die Frauen. Neue Fronten formieren sich im Unterhachinger Kubiz zu William Shakespeares virtuoser Komödie der vielerlei Täuschungen: "Viel, Lärm um nichts." Geschlechterspiel, Rollentausch, drei Liebespaare und eine Intrige: Figuren, die man aus anderen Komödien der Elisabethanischen Zeit kennt - darunter eine Scheintote und ein böser Bastard.
 
Szenenfoto Copyright Theatergastspiele Kempf GmbH

 
Die Arena ist aus Holz und geschmückt mit weißen flatternden Vorhängen. Es geht um Leben und Tod. Die Sprache der Figuren besitzt die Schärfe einer Klinge, und Herzen drohen zu verbluten, zu versteinern. Die Schlacht geht in eine neue Runde. Musiker hocken versteckt unter der Wanderbühne, und aus ihren unterweltlichen Winkeln kriechen intrigante Schurken hervor. Sie belauschen das Werben und das Zetern der Liebespaare und schmieden Rachepläne. Aber Rache wofür? Wieder ist es das leibhaftige Böse, das nicht nach psychologischen Abgründen fragt, sondern Hass, Verdacht und Eifersucht aus satanischer Lust ausstreut. Jago und Richard III. sind die Weggefährten des buckligen Don John, der als Halbbruder des Königs seinen unstillbaren Durst an der Intrige löscht und in einer scheinbar leichtfüßigen Komödie über Leichen hinwegtanzt. Kay Rode gibt diesem Outcast eine spielerische Dämonie. Da amüsiert sich gar einer köstlich in seiner Menschenverachtung, und sein schwarzer Rockzipfel bäumt sich vor Häme.
 
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"Ist es nicht beleidigend für eine Frau, sich von einem Stück Lehm beherrschen zu lassen, einem Dreckstück Rechenschaft über ihr Leben zu schulden? Ohne mich", bestimmt Beatrice und vergeht doch in Sehnsucht nach ihrem Benedikt. Streiten können sie miteinander, aber aus Angst vor der Enttäuschung kommen sie einander nicht näher. Bis man ihnen zuträgt, dass der jeweils andere hoffnungslos verliebt ist. Das hat das Paar im Innersten schon gewusst, aber nun überwältigt sie die Liebe so sehr, dass es ihnen die Sprache verschlägt. Stella Maria Adorf und Wolfgang Seidenberg agieren mit Raffinesse und überlegenem Charme. Adorf ist eine aparte Widerspenstige, sehr klug. und berechnend inmitten einer vergnügungssüchtigen Bagage, und besonders gelingen ihr die stillen Momente, in denen sie ihren zukünftigen Ehegatten belauert. Wunderbar Wolfgang Seidenberg, dem sehr schnell die Erkenntnis aufdämmert, dass man nur mit dem Herzen gut sieht. Tapsig und triumphierend überlässt er sich seiner Leidenschaft, und sein zerfahrener Heiratsantrag ist ein glutvolles Bekenntnis. Im Schatten romantischer Ironie bewegt sich das zweite Liebespaar: Hero, ein zartes Nymphchen im Hochzeitskleid, und ihr kindlich heißblütiger Claudio. Ein Schattenspiel am Fenster seiner Liebsten spiegelt ihm einen Treubruch vor: Eine kubanische Banane wird dabei als orgiastisches Spielzeug eingesetzt. Der sinnliche Taumel ist nur ein böser Bubenstreich. Aber Hero avanciert zur Scheintoten, und Claudio vergießt die Tränen - wie im Melodram.
 
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13 Rollen wollen insgesamt gespielt werden, und die sechs Darsteller riskieren den kühnen Sprung in Verkleidungen und Charaktere. Wie in des Dichters Globe-Theatre üblich, üben Mann und Frau den Rollentausch, und die Auflösung klassischer, mahn/weib-fixierter Bilder gewährt dem Publikum heute ungewohnte Einblicke in einen altbekannten Klassiker. Der Kostümwitz von Annemarie Rieck lässt Soldaten wie Guerillakämpfer aussehen. Die emanzipierte Adlige trägt die Uniform eines Sowjetgenerals, und der König ist einem osmanischen Serail entsprungen. Nervend und dem Publikum doch einen Sonderapplaus abfordernd ist die Umwandlung des Shakespeareschen Constablers und seines Gerichtsdieners in Condoleezza Rice und Tony Blair. Dröger Klamauk um flügellahme US-Falken. Immerhin muss sich Condoleezza als "bitch" (Hexe) beschimpfen lassen. Dennoch, Silvia Armbrusters Regie lässt bizarres Kostümballett und angezickte Darsteller ebenso zu wie lyrisches Pathos und starke Gefühle.
 
   
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