Siggis Kollegen - der ältere Georg, der ständig in Eheproblemen verfangene Klaus und der fröhliche Enrico - könnten nicht gegensätzlicher sein. Doch eines verbindet sie: Sie wollen Geld für eine Therapie der verunglückten Tochter ihres Chefs Frank Köhler auftreiben. Da Enrico sich sein schlecht bezahltes Anfängergehalt mit Go-Go-Tanzen aufbessert, hat er schon passendes Schminkwerkzeug und eine Idee in der Tasche: eine Travestie-Show. Nach und nach überzeugt er seine Kollegen, für diesen guten Zweck das Wagnis einzugehen. Mit gelungener Situationskomik erlebten die Zuschauer in Taufkirchen die allmähliche Verwandlung von einfachen Männern zu wahren Diven. Zwar weigert sich Klaus beharrlich, eine Frau zu spielen. So gibt er mit dem Playback von Schlagerstar Roland Kaiser einen gekonnten Auftritt, muss sich schließlich aber dennoch für eine weibliche Showgröße entscheiden. Siggi mimt mit rosa Perücke und Minirock eine Rocksängerin. Und am Ende stehen vier echte Drag-Queens auf der Bühne. Die Darsteller unter der Regie von Matthias Freihof schaffen es, diese Verwandlung nicht in den Klamauk abrutschen zu lassen: Sie geben ihren Charakteren eine aufrichtige Echtheit. Dafür sorgt auch das Skript, das immer wieder ernste Töne einstreut: Chef Köhler, muss auf Weisung der Konzernleitung den alten Georg entlassen. Ossi Enrico wird ob seiner Herkunft aufgezogen. Köhlers Tochter kann möglicherweise nie wieder gehen. Die Verwandlung ist komisch, der Anlass ist ernst. Die Übertragung des kanadischen Stücks ins Deutsche hat den Charakter des Originals bewahrt. Die Figuren sind keine Abziehbilder, sondern glaubwürdige Menschen. Ob kanadisches Halifax oder das deutsche Mittenstetten: Der Elan, mit dem sich die "Ganzen Kerle" gegen die schlimme Lage stemmen, begeistert. Höhepunkt ist zweifellos der finale Auftritt des "Ensembles". Siggi gibt eine Femme fatal erster Güte. Doch die größten Beifallsstürme erzeugte Jo Weil als Enrico, der Liza Minelli imitierte. Mit "Endlosbeinen" zeigte der Schauspieler, dass Kerle auch Frauen sein können. So war es nicht verwunderlich, dass auch während der Szenen laut geklatscht wurde. Dafür sorgten eine gelungene Choreographie und gut ausgewählte Musik. Regisseur Freihof untermalte auch Szenen außerhalb der Show mit Musik: So wurde zu "Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt" der Arbeit in der Firma nachgegangen oder zu einem Mutmachersong von "Truckstop" Georg entlassen. So blieb die Geschichte stets vor ihrem ernsten Hintergrund, ohne an Heiterkeit einzubüßen. Der schwierige Balanceakt ist geglückt, obwohl er ähnlich schwer ist, wie auf zentimeterhohen Pumps zu gehen. von Sascha Bernhardt Münchner Merkur, 23.9.2008 |
Die bekannten Bühnenschauspieler Lutz Reichert, Egon Hofmann, Matthias Kostya und Jo Weil spielen die vier Paketboten Georg, Siggi, Klaus und Enrico, die der nach einem Unfall im Koma liegenden kleinen Tochter ihres Chefs Frank (Michael Pyter) helfen wollen. Denn Frank hat nicht das Geld für die 12 000 Euro teure Delfin-Therapie in den USA, die Lilly helfen könnte, aus dem Koma zu erwachen. Ein ernster Hintergrund also für die Komödie, die sich aus der Idee der Jungs entwickelt, mit einer selbst auf die (behaarten) Männerbeine gestellten Travestie-Show Geld für Lillys Therapie in Amerika zu sammeln. Das Quartett begibt sich in eine für "ganze Kerle" zunächst exotische Welt. Man(n) geht mit witzigen Dialogen und hinreißend komischer Körpersprache auf die Suche nach Pumps in Schuhgröße 43, Lippenstift und Vamp-Klamotten und vermittelt dabei nebenbei nicht nur Klamauk, sondern auch Werte wie Nächstenliebe und Toleranz. Georg alias "Helene Blühdorn" ist nämlich wirklich schwul - wen stört's? Genau die sozial-realen Hintergründe sind es, die diese Komödie um Männer in Frauenkleidern vom harmlosen Verwandlungs-Ulk unterscheidet, mit dem etwa Heinz Rühmann und Peter Alexander einst als "Charleys Tante" brillierten. In seiner ersten Regiearbeit gelang es Matthias Freihof vortrefflich, mit vielen Pointen und Hintergründigkeiten den Spagat zwischen Sozialdrama (Georg macht bei der Hilfsaktion mit, obwohl er gerade von Frank entlassen wurde) und Komödie zu meistern. Männer sind vielleicht doch die "besseren" Frauen; diese "ganzen Kerle" driften jedenfalls trotz aller Travestie-Eskapaden nicht in die Klamotte ab. Am Ende macht auch Frank bei der Show in der Lagerhalle (Bühnenbild und Ausstattung Folker Ansorge) mit. Dort haben die Fünf schließlich ihre perfekt gestylten und choreographieren, parodistischen Playback-Auftritte (Choreographie Danny Costello) als Maria und Margot Hellwig, Nina Hagen, Margot Werner, Zarah Leander, Liza Minnelli und Nana Mouskouri (im Clinch mit Mireille Mathieu). Den Jubel haben die Kerle mehr als verdient. Von Roswitha Grosse Süddeutsche Zeitung, 23.9.2008 |
NRZ, 24.8.2007 Nach der umjubelten Premiere von „Ganze Kerle“ brauchten viele Besucher schleunigst eine Dosis Frischluft - so heftig hatten die „Herren Damen“ das Publikum mit ihrer betörenden Travestie-Show aufgeheizt. Rheinische Post, 24.8.2007 „Viele Lacher, viel Applaus, die Komödie von Clark/Bobrick ein Sensationserfolg“ (Rheinische Post) Das begeisterte Publikum kugelte sich vor Lachen in den Sitzen… Ein ungemein witziges Stück, das wohl ganz schnell Kult wird…Die Umsetzung ist urkomisch… Eine herrlich komische Klamauk-Truppe. BILD Düsseldorf, 24.8.2007 „…Diven sind die Kerle am Ende alle. Für einen Abend, bei dem sich manche Frau noch den perfekten Hüftschwung abgucken kann, gibt es Jubel und tosenden Applaus. Rheinische Post, 24.8.2007 |