Theatergastspiele Kempf GmbH
Ella & Billie
Musik-Theater von Gerold Theobalt
WELTURAUFFÜHRUNG

21. September bis 10.Oktober 2007
März bis April 2009
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Viel Drive, wenig Pathos
Eine gelungene Hommage an Ella & Billie

Norderstedt. Rassismus, Prostitution, Drogensucht, die glitzernde Welt des Showbusiness: All das war die Grundlage des Musiktheaters "Ella & Billie". Die Zuschauer in der Norderstedter "TriBühne" erlebten eine erstaunliche Hommage an Ella Fitzgerald und Billie Holiday, die herausragendsten Jazzsängerinnen des vergangenen Jahrhunderts.
 
Beide Sängerinnen hätten unterschiedlicher kaum sein können: Billie Holiday, die intensivere der beiden großen Sängerinnen, versank im Drogensumpf und Rassenwahn. Sie starb 1959 gebrochen und mittellos. Ella Fitzgerald war bis zu ihrem Tode 1996 ein Star, der auch noch die größten Säle füllte, als sie schon von Krankheiten gezeichnet war. Ihr fiel das Talent in den Schoß, Billie Holiday musste sich jeden Song erkämpfen. In kurzen Szenen wurde das Leben der beiden Sängerinnen erzählt.
 
Marion Campbell als Ella und Titilayo R. Adedokun als Billie versuchten glücklicherweise nicht, die Stars gesanglich zu kopieren. Sie beschränkten sich auf ihre eigenen musikalischen Mittel und spielten ihre Rollen ohne Pathos. Titilayo interpretierte sehr eindrucksvoll Billies großen Song "Strange fruit", Marion konnte ihr Talent in Ellas unnachahmlichen Scat-Gesang einbringen.
 
Die vier mitwirkenden Musiker erwiesen sich auch als passable Schauspieler. Saxophonist Herbie H. Hart spielte sehr geschickt die Rolle des Tenorsaxophonisten Lester Young, der geniale musikalische Partner und zudem Freund in guten und schlechten Tagen von "Lady Day".
 
Als geschickt erwies sich der Schachzug, den Impressario Norman Granz (gespielt von Klaus Meile) als verbindendes und erklärendes Glied zwischen den einzelnen Szenen und Songs in das Stück einzubauen. So fiel es auch Nichtkennern leichter, der ineinander verwobenen Geschichte zu folgen.
Die Zuschauer erlebten in Norderstedt einen ganz erstaunlichen und zudem noch swingenden Abend. Ohne Übertreibungen, mit kluger Zurückhaltung und dennoch erstaunlichem Drive wurde in der "TriBühne" ein Stück Musik- und Weltgeschichte gespielt.
 
Von Frank Knittermeier
Hamburger Abendblatt, 24. September 2007

 
   
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Ella und Billie: Unsterblicher Jazz in Black

Peine ... Eine reizvolle wie auch gefährliche dramaturgische Aufgabe, diese unvergesslichen Künstlerinnen mit einem eigens für sie geschaffenen Musical zu ehren. Musikalisch präsentierten die Theatergastspiele Kempf ein wirklich bejubelnswertes Bühnenereignis, denn sowohl Marion Campbell als Ella und Titilayo Rachel Adedokun als Billie servierten einen Ohrenschmaus nach dem anderen… melodisch satt und nachthimmel-dunkel die Campbell als Ella.
 
Raffiniert emotional greift die sowohl stimmlich als auch visuell außerordentlich attraktive Adedokun nach den Herzen der Zuhörer - übrigens einstige Miss Ohio und drittplazierte Miss America. Und dann die Band - authentisch und hart an der Originalität: Lob an Herbie H. Hart mit seinen ansprechenden Improvisationen auf dem Tenorsaxofon und an den überlegen aufspielenden Leonard Jones auf dem Kontrabass. Klaus Heydenaber spielte an einem Nostalgie förmlich atmenden Klavier, einfühlsam auch Robert Smith am Schlagzeug…
 
Peiner Allgemeine Zeitung, 28.4.07
 
   
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Leidenschaftlicher Blues

Lübbecke. Musik der legendären Jazzsängerinnen Ella Fitzgerald und Billie Holiday als grandioser Abschluss der Theatersaison des Kulturrings: mit Marion Campbell und Titilayo Adedokun haben die Theatergastspiele Kempf die Idealbesetzung für "Ella und Billie" gefunden. Sie beherrschen die hohe Kunst, im gesanglichen Ausdruck etwas von den eigentlich unkopierbaren Originalen wiederzugeben: das weiche Timbre Ellas und Billies etwas unterkühlte emotionale Kraft. ...
 
Das schwarze Bühnenbild suggeriert Kneipen- und Bar-Atmosphäre, neonartige Projektionen beschwören Schauplätze berühmter Konzerte herauf: das Apollo-Theater in Harlem, Bühnen in St. Louis und Dallas.
Von den Nebendarstellern in den Rollen von Managern und Polizisten ist besonders Ole Solomon Junge als Barkeeper zu erwähnen, der einen akrobatischen Tanz aufs Parkett legte.
 
Charakteristisch für die Aufführung war aber eine eher ruhige, elegische Stimmung und eine ungeheure Sympathie, ein buchstäbliches Mit-Leiden für die beiden Protagonistinnen. Für die so entstandene Nähe und den musikalischen Standard gab es am Ende sehr viel Applaus.
 
Von Christiane Tietjen
 
Lübbecke, 1./2.5.07
 
   
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Traumatisierte Ausnahmekünstler
Musiktheater über zwei bis heute gefeierte Stimmen des Jazz: Das Festsäle-Publikum bedachte die Darsteller in der Hommage an Ella Fitzgerald und Billie Holiday mit hymnischem Applaus.

Musik-Theater über Ella Fitzgerald und Billie Holiday in den Peiner Festsälen
 
PEINE. Beider Kindheit war geprägt von traumatisierenden Erlebnissen, die sie unterschiedlich auslebten. Eines aber verband Ella Fitzgerald und Billie Holiday in Gerold Theobalts Musik-Theater: zwei bis heute gefeierte, große Stimmen des Jazz. Mit hymnischem Applaus bedachte das Festsäle-Publikum diese Hommage an die Ausnahmekünstlerinnen.
 
… Erste Auftritte, erste Niederlagen, Liebe, Heirat, Scheidung, Verluste, Freundschaften und Einsamkeit - auch die Erfolge sind kein Ersatz für durchlittene Traumata, die das Leben überschatten, die sich aber auch in großartiger Musik niederschlagen: Die Handlung untermalend sind die musikalischen Nummern wie "The Lady is a Tramp" eingestreut.
Congenial umreißt die Kombo Lebensabschnitte und Charaktere der "Queens of Jazz": Robert Smith an den Drums, Leonard Jones am Kontrabass, Klaus von Heydenaber (Piano) und Saxophonist Herbie H. Hart bekamen Zwischenapplaus für ihre Soli in "Summertime", "Judy", "A Tisket, A Tasket" oder "Night and Day". Und Joachim Völpel als Charlie erntete vereinzelten Jubel für seine Stepptanzeinlage. Eine tolle Inszenierung einer Epoche, die große Namen hervorbrachte.
 
von Iris N. Masson
 
Peiner Nachrichten, 28.4.07
 
   
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Musik, die dem lauen Frühlingsabend gut steht
Leicht bekömmlich und kurzweilig: Das Musical "Ella & Billie" am Mittwochabend im Theatergastspiele Kempf GmbH

Hameln. ... Auch wenn sich die Wege der rivalisierenden Sängerinnen im wahren Leben nur selten kreuzten: Das Musiktheaterstück "Ella & Billie, das die Theatergastspiele Kempf am Mittwochabend im Theater zeigten, vereint sachkundig die Biografien beider Jazzlegenden. Parallel erzählt Autor Gerold Theobalt von Ella und Billie bis die Fäden schließlich zusammen laufen, die Konkurrentinnen am Ende mit "Mack The Knife" ein mitreißendes Duett singen.
 
Frischen Wind in die verknüpften Lebensgeschichten bringen dabei nicht nur die leicht bekömmlichen Jazzklassiker der vierziger und fünfziger Jahre, die von einer hervorragend swingenden (und zugleich schauspielernden) Band vorgetragen werden. Ganz nebenbei informiert Pianist Klaus von Heydenaber humorvoll in einer Nachhilfe-Viertelstunde über Bebop und Scatgesang.
 
Auch das szenische Konzept, die Figur des Erzählers stets zu variieren, trägt zur lockeren Kurzweil bei. So berichtet mal Barkeeper Sam (Ole S. Junge) von Ellas Leben, erzählt der Manager von Billies Talent oder plaudert Ella mit dem Publikum über ihre Sehnsüchte. Dies alles immer gewürzt mit Witz ("Die bewegt sich auf der Bühne wie eine Seekuh an Land!"); die gekonnte Mischung aus Verlust und Freundschaft, aus Erfolg und Selbstzweifel, Tourneeleben und Einsamkeit bietet gute Unterhaltung zum Fußwippen - nicht nur für Jazzliebhaber.
 
In die sympathisch aufbereitete Handlung eingebettet: die musikalischen Nummern…, die dem lauen Frühlingsabend blendend stehen. Dargeboten von zwei professionell ausgebildeten Künstlerinnen, die ihr Fach wahrlich beherrschen. Die nicht daran scheitern, die Jazzsängerinnen nachzuahmen, sondern die Songs charmant auf ihre ganz eigene Art interpretieren.
 
Von Julia Marre
 
DEWEZET Kultur, 27.4.07
 
   
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"Comeback" von Ella und Billie

Bad Homburg. Die schwarzen Sängerinnen Ella Fitzgerald und Billie Holiday haben dem Jazz Stimme gegeben und ihn so nachhaltig geprägt, dass sie bis heute unvergessen sind. Mit Marion Campbell als Ella, Titilayo Rachel Adedokun als Billie und einer Combo, die ihrer würdig ist, hat das Publikum im Kurtheater ein mitreißendes "Comeback" gefeiert.
Es war ein Abend im Zeichen von Musik, Gesang und Einlagen, der auch an Showgrößen, bekannte Musiker jener Zeit und an Menschen erinnert hat, die den beiden Sängerinnen geholfen und sie unterstützt haben. Wie Louis Armstrong hatten beide Frauen eine düstere Kindheit und Jugend hinter sich, ehe ihnen der Sprung zum Starruhm gelang. Während Billie Holiday diese bitteren, von Gewalt, Prostitution und Diskriminierung geprägten frühen Jahre nie verschwiegen hat, soll Ella Fitzgerald über ihre eigene Kindheit als Vollwaise mit ähnlichen Erfahrungen nie gesprochen haben.
 
Autor Gerold Theobalt, der auch die Geschichte von Martin Luther King auf die Bühne gebracht hat, lässt das Leben der beiden Künstlerinnen in einer Rückschau ablaufen. Ella, 72 Jahre alt und von Diabetes gezeichnet, sitzt im Rollstuhl, als ihr eine amerikanische Sängervereinigung in Würdigung ihres langen künstlerischen Wirkens den nach ihr benannten "Ella-Preis" verleiht. Die zwei Jahre ältere Billie Holiday ist zu diesem Zeitpunkt schon lange tot. Sie starb 1959, nur 44 Jahre alt, unter "entwürdigenden und erbärmlichen Umständen". Von ihr ist der Satz überliefert "Nichts ist wie das verdammte Show-Business. Du musst ständig lächeln, um dich nicht zu übergeben". Ella nutzt diese Preisverleihung dazu, ihr begeistertes Publikum an Billie zu erinnern. Diese musikalische Rivalin hatte wie keine andere den Blues im Blut, das hat auch Ella anerkannt und sie nicht nur dafür bewundert. Billie wird nachgesagt, dass keiner die Worte Hunger und Liebe so singen konnte, wie sie. "Vielleicht liegt das daran, dass ich weiß, was diese Worte bedeuten. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich stolz genug bin, mich erinnern zu wollen", hatte ihre Antwort gelautet.
 
Nach spektakulären Höhenflügen ist Billie Holiday in ihrem relativ kurzen Leben immer wieder in die Tiefe gestürzt. Ihre Heroinsucht hat diese Künstlerin nie ganz in den Griff bekommen und dafür sogar im Gefängnis gesessen. Danach durfte sie nicht mehr in New Yorker Clubs auftreten. Es waren Ella und ihr Manager Norman Granz (Klaus Meile), die ihr eine Chance boten: Nach Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg organisierte Granz Auftritte bei den Soldaten an der Front und nahm auch Billie auf diese Tourneen mit. Diese Zeit vereint die Sängerinnen bei einem ihrer schönsten Songs "Night and day you are the one…", überzeugend interpretiert von Marion Campbell und Titilayo Rachel Adedokun.
 
Die Zuschauer erleben mit, wie die Biografien dieser beiden schwarzen Ausnahmekünstlerinnen auseinander driften und doch miteinander verwoben sind. Ella Fitzgerald, die 81 Jahre alt geworden ist, war das Schicksal gnädiger. Mit 17 Jahren war das musikalische Naturtalent in Virginia aufgebrochen, um bei einem Amateurwettbewerb in New York sein Glück zu versuchen. Das unscheinbare Mädchen mit der großen Stimme gewann und wurde engagiert. Wenig später hat sie Schlagzeuger Chick Webb (Robert Smith) als Sängerin angeworben und Ella wurde zum Star der Band. Einer ihrer größten Erfolge aus jener Zeit war der Song "A Tisket, a Tasket, I like my yellow Basket". Beim Tod des Drummers erst 22 Jahre alt, übernahm sie die Leitung der Band und startete 1941 eine beispiellose Solokarriere. Besonders erfolgreich und kreativ war ihre Zusammenarbeit mit dem Jazz-Impresario Norman Granz, die ihr den Titel der "First Lady of Jazz" sicherte.
 
Gemeinsam war den beiden Frauen, dass ihnen in der Liebe kein beständiges Glück beschieden war. Ellas vierte Ehe mit dem Bassisten Ray Brown (Leonard Jones) war 1953 in die Brüche gegangen. Billie Holiday war dreimal verheiratet, jeweils "unglücklich", wie es in ihrer Biografie heißt. Von üppiger Statur, anerkannt, erfolgreich und von rassistischen Diskriminierungen längst nicht mehr beeinträchtigt, zog sich Ella Fitzgerald im Jahr ihres Todes 1996 aus dem Musikgeschäft zurück. Zu den Höhepunkten in Billie Holidays Leben gehörte ihr Auftritt in der Metropolitan Opera in New York im Jahr 1944, wo erstmals eine schwarze Jazz-Sängerin begeistert gefeiert wurde. Zehn Jahre später fand sie auch in Europa breite Zustimmung.
 
"Zwischen Swing, Blues, Jazz und Bebop" sind Marion Campbell und Titilayo Rachel Adedokun ihrer Rolle stimmlich und schauspielerisch überzeugend gerecht geworden. Das gilt auch für ihre Partner Ole Solomon Junge, Matthias Heidepriem, Joachim Völpel und Klaus Meile sowie für die herausragende Combo. Neben Robert Smith (Drums) und Leonard Jones (Bass) gehören dazu Klaus von Heydenaber am Piano (und als Bill Doggett) sowie Saxophonist Herbie H. Hart, der in die Rolle des Lester Young geschlüpft ist. Die musikalische Leitung hat Wolfgang Schmidtke. Die üppigen Kostüme hat Annemarie Rieck kreiert, das Bühnenbild stammt von Notker. Nicht zuletzt die vielen Jazzfans im Publikum haben die Künstler und ihre Musik gefeiert und ihrer Begeisterung mit Gejohle und anhaltendem, zuletzt rhythmischem Beifall freien Lauf gelassen. Autor Gerold Theobalt darf daraus schließen, dass auch dieses neue Stück ein Erfolg wird. Die Uraufführung fand vor zwei Monaten im Theater in Erfurt statt.
 
Von Kathrin Staffel
 
Bad Homburger Woche, 5.4.07
 
   
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Aus dem Elend auf den Jazz-Olymp

Bad Homburg. Jazz ist Amerikas großartiger Beitrag zur Weltkultur. Dass Jazz und Blues mit viel Emotionalität fast immer von harten Lebenswegen erzählen, das wurde am Montagabend beim Musik-Theater "Hommage an Ella Fitzgerald & Billie Holiday" von Gerold Theobalt (die Uraufführung fand im Februar 2007 in Erfurt statt) im Kurtheater in hervorragender Weise deutlich. Und zwar in zweifacher Hinsicht. Denn es erklangen nicht nur die größten Hits von (Marion Campbell) und Billie (Titilayo Rachel Adedokun), die mit Sarah Vaughan zu den wichtigsten Vertretern der Jazzstandard-Interpretation gehören. Die Protagonistinnen zeigten zudem eindrücklich Ausschnitte aus den parallel verlaufenden und ineinander verwobenen Lebenswegen der First Lady des Jazz, Ella, und von Billie Holiday, der bedeutendsten Jazz-Sängerin aller Zeiten. Regie führte Georg Mittendrein, die musikalische Leitung hatte Wolfgang Schmidtke.
Die Hommage erzählt in bewegenden Szenen von Mut und Verzweiflung, Elend und Triumph der Jazzsängerinnen, von den Härten des Showbusiness und dem offenen Rassismus in einem Amerika vor der Amtszeit von John F. Kennedy.
 
Musikalisch wurde den Besuchern ein hinreißender Streifzug durch die größten Nummern des Swing, Blues, Jazz und Bebop geboten. Glänzend begleitet wurden die Sängerinnen von der Band mit Lester Young, Saxophon (Herbie H. Hart), Schlagzeuger Chick Webb (Robert Smith), Bassist Ray Brown (Leonard Jones) und Pianist Bill Doggett (Klaus von Heydenaber).
 
Im blauen Kleid mit weißen Tupfen steht Ella vor der Band am Mikrofon, noch etwas unbeholfen und mit schüchterner Pose. Dennoch gewinnt sie den Amateurwettbewerb, den ersten Schritt zum Ruhm. "Sie bewegt sich wie ein Seehund an Land", lautet das vernichtende Urteil. Dennoch muss ihr künftiger Manager eingestehen: "Sie singt wie eine Sirene". Und schon bei ihrem nächsten Auftritt hat sie sich gewandelt; sie erscheint gestylt und im eleganten grünen Kleid und erobert die Herzen des Publikums wie im Fluge.
 
Der Karriereweg beider Sängerinnen war im Amerika der 40er und 50er Jahre alles andere als vorgezeichnet. Beide entstammten sie ärmlichen Verhältnissen, wurden als Kinder Opfer von Gewalt, und beide konnten, wie die Zuschauer erfuhren, auch auf dem Gipfel ihres Ruhms ihrer Vergangenheit nicht entkommen. Ella fraß im wahrsten Sinne des Wortes ihre Einsamkeit - sie war seit ihrem 14. Lebensjahr Vollwaise - in sich hinein und wurde dick; Billie verfiel Alkohol und Drogen und kam ins Gefängnis. Ella überlebte Billie, die schon mit 44 Jahren an Hepatitis starb, um fast 40 Jahre. Doch auch ihr Leben nahm ein bitteres Ende. Drei Jahre vor ihrem Tod verlor sie durch ihre Diabetes-Erkrankung beide Beine.
 
Betrunken, mit Whiskyflasche und als gebrochene Frau betritt Billie die Bühne. Ihre Erzrivalin Ella beschimpft sie als "verdammtes Biest" und "sabbernde Kröte". Wie es Ella gelingt, Billie, die einst größere Jazzsängerin von beiden, wieder zum Singen zu bringen und die Whiskyflasche gegen das Mikrofon einzutauschen, war die vielleicht bewegendste Szene des Abends.
 
Von Sophie Bernhardt
 
Taununszeitung, 4.4.07
 
   
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Huldigung an Königinnen des Jazz
Gerold Theobalts Musiktheater "Ella & Billie" begeistert die Zuschauer der Kleinen Bühne in Weiden

Weiden. "Jazz handelt vom Leben. Und wenn das Leben keine Ordnung und keinen Sinn mehr bietet, dann schafft der Musiker Ordnung und Sinn mit den Klängen der Erde, die durch sein Instrument fließen." Martin Luther King mag, als er das sagte, auch und vor allem an Ella Fitzgerald und Billie Holiday gedacht haben, die aus ärmlichsten Verhältnissen über die Musik in die Hall of Fame aufrückten.
 
Als Gerold Theobalt sich nach seinem großen Erfolg "I Have A Dream" daran machte, in einem Musiktheater das Leben der beiden großen Jazz- Legenden darzustellen, ging er gewiss ein Risiko ein. Denn sowohl Ella als auch Billie kann man eigentlich nicht kopieren. Dass das Unternehmen gelungen ist, mit hervorragenden Darstellerinnen dazu, zeigte sich am Mittwochabend in Weiden, als "Ella & Billie" auf der Bühne der Max-RegerHalle wieder lebendig wurden.
 
Beginn der Karriere
 
Marion Campbell, selbst eine große Sängerin und Schauspielerin, sang und spielte die Ella, die in schlichtester Aufmachung zum Vorsingen kommt und mit ihrem Auftritt den zögerlichen und misstrauischen Chick Webb, einen der besten Drummer New Yorks, begeistert. Sie wird seine Nachfolge als Leiterin der Band antreten und zur unverwechselbaren Stimme Amerikas in der ganzen Welt werden.
 
Nicht weniger begabt und berühmt Billie Holiday, die von Titilayo Rachel Adedokun gemimt wird. Die ehemalige Miss Ohio und begnadete Musikerin stellt sehr authentisch ihr großes Vorbild dar, gibt ihr in faszinierenden Live-Auftritten wieder eine Stimme. Die beiden Frauen waren Rivalinnen und haben dennoch immer wieder zu Duetten zusammengefunden, die in dem Stück als absolute Höhepunkte inszeniert sind.
 
Freilich hatte Billie Holiday nicht das Glück ihrer Konkurrentin trotz beispielloser Solokarriere an der Seite von Artie Shaw und Lester Young. Beide hatten wenig Glück mit Männern. Billie glitt jedoch ab in die Drogen- und Alkoholszene, kam ins Gefängnis, starb im Alter von nur 44 Jahren. Theobalt gelingt es ohne Frage, die Höhen und Tiefen solcher Karrieren sehr authentisch zu vermitteln. Verluste und Freundschaft, Erfolge und Selbstzweifel, Tourneestress und Einsamkeit sind zusammengeballt und kurzen eindrucksvollen Szenen, finden Auflösung in den Live-Auftritten, die einmal mehr die Verbindung von Leben und Musik dokumentieren.
 
Ole Solomon Junge, Matthias Heidepriem, Joachim Völpel und Klaus Meile mimen die Männer im Leben der beiden Sängerinnen: Von denen wurden Ella und Billie, von anderen gefördert und gefeiert. Eine entscheidende Rolle spielte wohl für beide Norman Granz, als er nach Eintritt Amerikas in den Krieg die Sängerinnen auf Truppenbetreuung schickte.
 
Hohe Authentizität
 
Musikalisch darf den Akteuren hohe Authentizität bescheinigt werden, soweit das bei solchen Protagonisten eines legendären Zeitalters überhaupt möglich ist. Das gilt auch für die Band mit Robert Smith (Drums), der den Chick Webb spielte, mit Leonard Jones als Bassist Ray Brown, Klaus von Heydenaber als Pianist Bill Doggett und Herbie H. Hart als Saxophonist Lester Young.
 
Bühne und Inszenierung, für die Georg Mittendrein verantwortlich zeichnet, vermitteln gut die Atmosphäre in den Bars, wo damals die großen Karrieren gestartet wurden, im Hintergrund laufen die historischen Bilder des New York der 40er Jahre mit, alte Plakate vervollständigen das Bild. Die Zuschauer, geschickt ins Geschehen einbezogen, sind mittendrin, erleben live. Sie dankten dem Ensemble mit begeistertem Applaus, für den sich die beiden Sängerinnen mit einer Zugabe revanchierten .
 
VON RUDOLF BARROIS
 
Weiden - Freitag, 30. MÄRZ 2007
 
   
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Hommage an die Jazz-Ladies
"Ella & Billie" überzeugte im Parktheater

"Sie war die Bessere", das sagte die damals 72-jährige Ella Fitzgerald über Billie Holiday, als die Society of Singers erstmals den von ihr ins Leben gerufenen "Ella-Award" als Würdigung eines langen Künstlerlebens verleiht und die Auszeichnung an die Namensgeberin übergibt.
 
Mit dieser späten Hommage an die zweite große Stimme des Jazz beginnt auch das Musik-Theater von Gerold Theobalt "Ella & Billie", das am Mittwoch in einer Inszenierung der Theatergastspiele Kempf im Parktheater aufgeführt wurde. Schlaglichtartig wird da der so unterschiedliche Weg dieser beiden großen Damen des Jazz beleuchtet. Beiden gemeinsam sind die ärmlichen Verhältnisse in denen sie aufwachsen. Musik ist die Möglichkeit, dieser Situation zu entkommen. Doch während Ella zum triumphalen Star wird, zerbricht Billie an ihrer Drogensucht.

Natürlich steht die unvergessenen Musik der großen Vokalistin Ella Fitzgerald und der "Lady sings the Blues" Billie Holiday im Vordergrund der Inszenierung. In einer spärlichen, aber dadurch enorm wandelbaren Dekoration, überzeugen mit brillanten Stimmen Marion Campbell als Ella Fitzgerald und Titilayo Rachel Adedokun als Billie Holiday. Unterstützt werden sie dabei von einer exzellenten Band (Robert Smith, Drums; Leonard Jones, Bass; Klaus von Heydenaber, Piano und Herbie H. Hart am Saxophon). Die Musiker übernehmen auch die Rollen von z.B. Bandleader Chick Webb oder Ray Brown, Ellas zweitem Ehemann. Ein guter Einfall von Regisseur Georg Mittendrein. Aber auch Ole Solomon Junge, Matthias Heidepriem, Joachim Völpel und Klaus Meile gelingt es in wechselnden Rollen nachvollziehbare Charaktere darzustellen. Auch wenn dieses Stück auf die vielfältigen gesellschaftlichen Aspekte und Probleme wie Rassismus, Drogen und die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs nur szenenhaft eingehen kann - eine gelungene Inszenierung, die mit einer Zugabe endete.
 
Von Ulrich Steden
 
Iserlohner Kreisanzeiger, 23.03.07
 
   
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Glanz und Elend der schwarzen Jazzlegenden
Gerold Theobalts Musical überzeugt mit solidem Plot, guter Band und imponierenden Sängerinnen

Taufkirchen. Im richtigen Leben sind sich Ella Fitzgerald und Billie Holiday, die zwei größten Sängerinnen des Jazz, kaum begegnet. Schon alleine deshalb steht man der Idee zunächst reserviert gegenüber, beide in ein Musical zu packen. Was bei solchen Kombinationen alles schief gehen kann, vom willkürlichen Musikmischmasch über peinliche Pseudo-Historie bis zur überstrapazierten Klamotte, das exerzierten zum Beispiel Vehikel vor, die Abba und die Beatles zusammen zwangen. Umso erfreulicher war deshalb, was man am Samstag im Taufkirchener Ritter-Hilprand-Hof bei "Ella & Billie" zu sehen bekam.
 
Das beginnt mit dem von Gerold Theobalt ("Martin Luther King Story") erdachten Plot. Naturgemäß geht es bei einer Doppelbiographie, die neben ihren Figuren auch noch den historischen Hintergrund eines halben Jahrhunderts abbilden und sich mit ewigen Themen wie Rassismus und Drogensucht befassen muss, nicht ohne Szenen, die die notwendigen Informationen etwas gewaltsam ins Publikum pressen. Insgesamt aber gelingt es Theobalt, das Auf und Ab der aus ärmlichsten Verhältnissen stammenden Diven mit fein aufeinander abgestimmten Bildern zu einem eigenständigen Ganzen zu verschränken, das stellvertretend für die Lebensbedingungen steht, mit denen die meisten Jazzlegenden der ersten Generation zu tun hatten. So ergab es Sinn, einen tragischen (Billie) und einen glücklichen Fall zusammenzuspannen.
 
Ebenso überzeugend war die nur vierköpfige Live-Band als musikalisches Rückgrat des Stücks. Drummer Robert Smith, Bassist Leonard Jones, der junge Pianist Klaus von Heydenaber und Saxophonist Herbie H. Hart - der einige beachtliche Soli ablieferte - zogen sich nicht nur instrumental glänzend aus der Affäre, sie brillierten - selten genug bei Musikern - auch als Darsteller von Chick Webb, Ray Brown, Bill Doggett und Lester Young. Zumal eine intelligente Regie (Georg Mittendrein) sich vieles für sie ausgedacht hatte, etwa wenn Heydenaber ebenso witzig wie lehrreich das Geheimnis von Ellas Scat-Gesang erläutern durfte. Wahrscheinlich würde das alles trotzdem nicht funktionieren, wenn man nicht Hauptdarstellerinnen gefunden hätte, die die riesigen Schuhe ihrer Rollenvorbilder ausfüllen.
 
Marion Campbell als Ella und Titilayo Adedokun als Billie aber erwiesen sich als Glücksfälle. Insbesondere deshalb, weil sie nicht den vergeblichen Versuch unternahmen, Ella und Billie zu kopieren, sondern auf den eigenen Ausdruck ihrer großartigen Stimmen vertrauten. Phänomenal ihr Duett bei "Mack The Knife". Zugute kam ihnen auch, dass der musikalische Leiter Wolfgang Schmidtke nicht nur die großen Hits von "Summertime" bis "Night and Day" ausgewählt hatte, sondern auch einige nicht als Ohrwürmer durchgehende, aber für die Biographien der beiden bezeichnende Songs wie Billies "Strange Fruit" - eine der erschütterndsten musikalischen Anklagen gegen Rassenhass - oder Ellas naives Frühwerk "Chew, Chew, Chew Your Bubblegum". (…) ein unterhaltsamer, spannender, streckenweise erhellender und nicht zuletzt hochmusikalischer Abend.
 
Oliver Hochkeppel
Süddeutsche Zeitung, 26.02.07

 
   
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Die zwei großen Diven des Jazz - unsterblich
MUSIKABEND. Eine Hommage an Ella Fitzgerald und Billie Holiday ("Lady Day") im Emmericher Stadttheater

EMMERICH. Jean Cocteau, Zeitgenosse von Ella Fitzgerald und Billie Holiday, sagte über den Jazz: "Nichts ist intensiv genug, es sei denn - es ist Jazz!" Jazz und Blues spiegelten im Amerika des 20. Jahrhunderts die meist harten persönlichen Erfahrungen der schwarzen Bevölkerung wider. Dabei war die Stärke der Emotionalität und Intensität ein wichtiges Merkmal.
 
In einer Hommage an Ella Fitzgerald & Billie Holiday gelang es den Theatergastspielen Kempf im Stadttheater, ein echtes Bild von dem Leben und der musikalischen Ausstrahlung der beiden "First Ladies des Jazz" zu zeichnen, die den Jazzfreunden - und davon gab es offensichtlich viele im Saal - viel Freude bereitete. Bezeichnend war die Originalität der Hommage. Das begann schon mit der Band. Pianist Klaus Heydenaber spielte an einem alten, aber noch gut erhaltenen Instrument. Sehr souverän erlebte man Kontrabassist Leonard Jones, der Ray Brown verkörperte, exzellent auch der Drummer Robert Smith. Ein ganz besonderes Lob gebührt dem Saxophonisten Herbie H. Hart, der auf seinem Tenorsaxophon mit hervorragenden Improvisationen begeisterte.
 
Die Hommage begann mit der Verleihung des "Ella Awards" der "Society of Singers" an Ella Fitzgerald. Die Jazzdiva, mit 72 Jahren im Rollstuhl sitzend, erinnert bei dieser Feier an die zweite große Stimme des Jazz, "Lady Day". In kleinen Szenen, die nicht aufgesetzt wirkten, wurde das Leben der beiden großen Jazzinterpretinnen dargestellt. Zunächst erfuhr man von den Anfängen der beiden Karrieren, die sich vor dem Hintergrund einer schwierigen Kindheit zunächst noch sehr zögernd entwickelten. Während Ella mit dem Orchester Chick Webb und ihrem Song "A Tisket A Tasket" - nach einem alten Kinderreim - zum Star wurde, kamen Billies erste große Erfolge mit der Freundschaft zu Lester Young. Billie litt sehr stark unter ihrer Diskriminierung als Schwarze, trotz ihrer großen Erfolge. Ella konnte ihre Triumphe nach Billies frühem Tod 1959 - erst 44-jährig - noch etwa 40 Jahre weiter feiern. Eine kurze Zeit sangen die Damen im Duett. Beispiele dafür wurden auch in Emmerich präsentiert: "Night and Day" und "Mackie Messer".
 
Ella (Marion Campbell) und Billie (Titilayo Rachel Adedokun) brachten sowohl das Jazzfeeling rüber, als auch eine Emotionalität, die von den Instrumenten wirkungsvoll unterstützt wurden. Bühnenbild und Beleuchtung passten ausgezeichnet zur Geschichte.
 
(H.W.)
Neue Rhein Zeitung, 16.02.2007

 
   
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Ein Hauch von Harlem im Stadttheater
 
EMMERICH. Schon wenige Minuten nach Öffnen des Vorhangs fühlte man sich von der behaglichen Bar-Atmosphäre, die auf der Bühne herrschte, eingefangen. Rechts stand ein Keeper an seinem Tresen, davor drei Barhocker und hinter ihm ein großes beleuchtetes Foto des "Harlem-Opera-Houses" bei dem gerade eine "Amateur-Night" angekündigt wurde. Auf der linken Bühnenseite erhob sich ein Rundpodium mit einer Combo, die dezente Jazzmusik spielte.
 
"Hommage an Ella Fitzgerald & Billie Holiday" (…) erzählte rückblickend die nebeneinander verlaufenden Geschichten von Ella und Billie. Sie ging dabei von einer Szene aus, in der die 72-jährige Ella Fitzgerald, die wegen ihres Diabetes bereits im Rollstuhl saß, als Würdigung eines langen Künstlerlebens von der "Society of Singers" mit dem von ihr ins Leben gerufenen "Ella-Award" ausgezeichnet wurde. Die weltberühmte Jazzsängerin wurde 1917 in Newport News/Virginia geboren. Sie starb im Alter von 81 Jahren in Beverly Hills. Nur 44 Jahre alt wurde ihre Kollegin, teils Freundin, teils scharfe Konkurrentin Billie Holiday, die unter anderem an der "Met" als Jazzsängerin große Erfolge feierte, und im Jahre 1959 an Hepatitis starb.
 
Die 400 Besucher der Hommage im Stadttheater erlebten Marion Campbell und Titilayo Rachel Adedokun, geboren in London beziehungsweise Nashville (Tennessee), in den Rollen von Ella und Billie. Die erfahrenen farbigen Sängerinnen machten ihre Sache so gut, dass es leicht fiel, die Illusion, es seien die echten Stars, einen ganzen Abend lang aufrecht zu halten. Wichtige Stationen im Künstlerleben der Protagonisten wurden gespielt und musikalisch mit den entsprechenden Songs gewürzt. Dabei assistierten Ole Solomon Junge, Matthias Heidepriem, Joachim Völpel und Klaus Meile in den sie begleitenden Musik- und Lebenspartnerschaften. Das Männerquartett unter der Regie von Georg Mittendrein agierte mit Esprit in Tanz und Musik, dazu lieferte die Band mit Robert Smith (Drums), Leonard Jones (Bass), Klaus von Heydenaber (Piano) und Herbie H. Hart erstklassigen Jazz.
 
Liebe, Heirat und Scheidung, Verluste und Freundschaft, Erfolge, Selbstzweifel, Tourneeleben und Einsamkeit - das alles vor dem Hintergrund politisch wie musikalisch bewegter Jahre zwischen Weltkrieg und Bürgerrechtsbewegung, markierten die Stationen zweier Karrieren: Dem Publikum gefiel es, wie der Beifall zeigte.
 
Von Wolfgang Hoppe
Rheinische Post, 16.02.2007

 
   
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Kellerblumen steigen zu schillernden Jazzqueens auf
Münchner Merkur Publikumskritik

Eindrucksvolle Spuren hinterließ das Musical von Billie Holiday (gesungen von Titilayo Adedokun) und Ella Fitzgerald (Marion Campbell) beim begeisterten Publikum. Der bewegte Aufstieg der beiden Ghettogirls zu ruhmreichen Stars über das mörderische Geschäft der Musikbranche wurde den andächtig lauschenden Zuhörern fast körperlich spürbar injiziert. Der eiserne Wille, die Rassenschranken Amerikas in den 40-er und 50-er Jahren zu überwinden und dabei noch zu überleben, ließ zumindest Billie an der rauen Realität scheitern. Man musste kein Jazzliebhaber sein, um an dieser Aufführung Gefallen zu finden, denn die akrobatischen Tanzdarbietungen sowie die Solo-Saxophoneinlagen faszinierten.
 
Die eindrucksvollen Stimmen elektrisierten beim temperamentvollen "Bebop-Jazz" die Beine der Zuhörer.
 
Brigitte Kwanka Bruck
Münchner Merkur/Germeringer Zeitung- Publikumskritik, 13.02.2007
 
   

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Triumph der Musik über den Rassismus
"Ella und Billie" in Germering

Germering. Einfach großartig, diese Schlussszene des Musiktheaters "Ella und Billie" im Orlandosaal der Germeringer Stadthalle. Ella Fitzgerald, die berühmte schwarze Sängerin im Amerika der 40-er und 50-er Jahre, sitzt im Rollstuhl und lässt ihr Leben Revue passieren.
 
Ihre Gedanken gelten Billie Holiday, die ebenfalls eine Star-Sängerin war, aber mit nur 44 Jahren ihr Leben wegen Drogen und Alkohol lassen musste. Auch sie war eine Schwarze. Hinter der alternden Diva steht ein glatzköpfiger Mann im Abendanzug. Es ist Norman Granz, ihr Manager, der (…) Fitzgerald und Holiday zu ihrer in den USA bis dahin beispiellosen Karriere verholfen hat. Er preist den Jazz am Ende seines beruflichen Lebens als "das ureigene Geschenk Amerikas an die Welt", als die "demokratischste Musik", die es gibt. "Das einzige, was zählt, ist die musikalische Leistung. Und darum, mein Lieber, halte ich den Jazz für das beste Mittel, um unter den Menschen aller Völker ein tieferes Verständnis füreinander zu erreichen." Es ist mucksmäuschenstill im Orlandosaal der Stadthalle, als der Mann, der Holiday 20 Jahre zuvor noch als "Nutte" aus dem New Yorker Harlem Opera House davongejagt hat, das sagt. Die Zuschauer spüren: Eindringlicher lässt sich das Anliegen des Musiktheaters "Ella und Billie" nicht darstellen.
 
Der Triumph der Musik über eine vom Rassegedanken beherrschte Welt, der Sieg der Menschlichkeit im Gewand des Jazz über Krieg und Barbarei - Titilayo Adedokun als Holiday, Marion Campbell als Fitzgerald und Klaus Meile als Granz sowie die vier Musiker der Band und die drei tanzenden Schauspieler haben diesem Gedanken eine lebendige Gestalt gegeben.
Autor Gerold Theobalt schließt mit diesem zweistündigen Musical an seinen Sensationserfolg von 2003 an. "I have a dream" lautete seine damalige Produktion, die nach dem legendären Zitat von Martin Luther King das Leben des schwarzen Menschenrechtlers nachzeichnete. Für "Ella und Billie" hat Theobalt ein hochkarätiges Aufgebot gewinnen können: "Adedokun ist ehemalige "Miss Ohio" und Dritte der "Miss-America"-Wahl, während Campbell triumphale Erfolge in Stücken wie "Butterfly Blues" von Henning Mankell feierte. In dem Stück überzeugten sie mit gesanglicher und schauspielerischer Klasse.
 
Rafael Sala
Münchner Merkur/Germeringer Zeitung, 13.02.2007
 
   
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Stimmliche Klasse und eine echte Jazz-Band

Gelungene Hommage an Ella Fitzgerald und Billie Holiday im Germeringer Orlandosaal

Germering: "Strange Fruit" war einer der vielleicht erschütterndsten, aber auch populärsten Songs, mit dem Billie Holiday in atemberaubender Eindringlichkeit die Lynchjustiz in den Südstaaten der USA anprangerte. "The Man I Love" ist ein im Gegensatz dazu völlig banales Liebeslied. Es überdauerte die Jahrzehnte jedoch aufgrund seines wunderbaren, der Melancholie und der Tonalität des Blues entlehnten Charakters und natürlich durch die bekannteste Interpretin dieses Songs - durch Ella Fitzgerald.
 
So unterschiedlich diese beiden Evergreens des Jazz ausfallen, so unterschiedlich verliefen auch die Biographien beider Sängerinnen. Und obwohl sich die beiden Jazzeusen während ihrer gesamten Karrieren kaum begegneten, hat sie Gerold Theobalt in Form eines Musicals gemeinsam auf die Bühne gebracht. "Ella und Billie" nennt Theobalt sein Stück, das am 8. Februar in Erfurt Uraufführung hatte und am Sonntag im Orlandosaal der Stadthalle zu sehen war.
 
In einzelnen Abfolgen wurden prägnante Lebensdaten der beiden Sängerinnen durch den Regisseur Georg Mittendrein flott in Szene gesetzt, wodurch sich die Verschiedenartigkeit ihrer Entwicklung und damit ihrer Charaktere recht deutlich vermittelte. Dass dabei einige biographische Stationen unverbürgt sind und allein der dramaturgischen Abfolge des Stückes dienten, sei nur nebenher erwähnt. Denn das lebendige Herzstück dieser Hommage an Ella Fitzgerald und Billie Holiday sind nun einmal ihre zeitlosen Songs, die heute zum Standardprogramm jeder ernst zu nehmenden Jazzsängerin gehören.
 
Und dieser Herausforderung wurden die beiden singenden Schauspielerinnen Marion Campbell (Ella) und Titilayo Rachel Adedokun (Billie) voll gerecht. Nicht nur, dass sie "Summertime", "A Tisket - A Tasket", "God Bless The Child" oder "Night and Day" dem Original entgegenkommend interpretierten. Sie gaben den Evergreens des Jazz eine eigene Note, konnten mit ihrer stimmlichen Klasse einen Hauch der 30er, 40er und 50er Jahre lebendig gestalten. Es war die Leichtigkeit zu spüren, mit der Ella Fitzgerald stets über die dunklen Seiten ihres Lebens hinwegsang und auch der Blues in der Stimme Billie Holidays, als ein Zeichen ihrer psychischen Instabilität, aber auch ihres künstlerischen Anspruches, war vollkommen gegenwärtig.
 
Hinzu kam ein musikalisch auf hohem Niveau agierendes Quartett, mit Herbie H. Hart (Saxophon), Klaus von Heydenaber (Piano), Leonard Jones (Bass) und Robert Smith (Schlagzeug). Diese Formation war nicht nur eine Begleitband schlechthin. Jeder einzelne der Musiker setzte ganz individuelle solistische Zeichen, ohne dabei den Gruppencharakter zu vernachlässigen. Das war eine echte Jazzband im traditionellen Sinn, die auch ohne Bühnenbild mit Sicherheit für Aufsehen sorgen würde.
 
Jörg Konrad,
Süddeutsche Zeitung / Fürstenfeldbruck 13.02.2007

 
   

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